Sambafisch - Aquaristik & Reisen 

Zu Besuch im Tennessee Aquarium in Chattanooga

 

Nach den vielen herrlichen Naturerlebnissen, die wir auf unserer Reise bisher hatten, machten wir uns nun auf nach Chattanooga im Süden von Tennessee unweit zur Grenze nach Georgia. Das Städtchen sollte unsere Basis für die nächsten Tage werden. Von hier aus wollen wir verschiedene Flüsse und das großartige Tennessee Aquarium am Ufer des Tennessee River erkunden, das gerade sein 30. jähriges Bestehen feierte.


Anfang der 80er Jahre machte sich die Stadtverwaltung Gedanken darüber, die Innenstadt von Chattanooga wiederzubeleben, die sehr unter den Auswirkungen der Deindustrialisierung und des Bevölkerungsrückgangs litt. Durch ein Städtebauprogramm, an dem auch Studenten der University of Tennessee mitwirkten, um die Möglichkeit zu haben praktische Erfahrung in der Stadtplanung zu sammeln, führte dies anlässlich einer Studentenausstellung erstmals 1982 zu Erwähnung eines Aquarienprojekts für die Innenstadt von Chattanooga und das angrenzende Flussufer. Um 1986 wurde dann das Areal gekauft, auf dem noch einige verlassenen Lagerhallen standen und die Planung begann. Das Gebäude, in dem sich die Aquarien später befinden sollten, wurde von der Cambridge Seven Associates entworfen, die reichlich Erfahrung hatten und zuvor schon das National Aquarium in Baltimore und das New England Aquarium in Boston entworfen haben.
Die Entscheidung, sich auf ein reines Süßwasseraquarium zu konzentrieren, wurde während des Planungsprozesses getroffen. Die Argumente hierfür waren zum einen die Kosten für ein Seewasseraquarium, und dass der Großteil der Menschen wahrscheinlich nicht nach Chattanooga reisen würden, um ein Meeresaquarium weit abseits der Küste zu besuchen. Am 1. Mai 1992 war es dann so weit, das zum damaligen Zeitpunkt größte Süßwasser Aquarium der Welt öffnete zum ersten Mal für das Publikum am Ufer des Tennessee
Flusses seine Türen. Es gab natürlich auch viele Skeptiker, die meinten, dass es eine riesengroße Geldverschwendung sei und sich um eine Modeerscheinung handle und sich ein solch großes Aquarium in Chattanooga sowieso nicht lohnen würde. Diese sollten jedoch schnell verstummen, denn das Aquarium wurde zum Publikumsmagneten in der Region und darüber hinaus. Das Aquarium erreichte schon im August 1992 sein Ziel von 650.000 Besuchern im ersten Jahr und hatte bis Ende Mai 1993 mehr als 1,5 Millionen Besucher.
Und so begannen die Planungen erneut für eine Erweiterung über das River Journey Süßwasseraquarium hinaus. Im Jahre 1996 ist nebenan ein Imax Theater hinzugekommen und 9 Jahre später am 29. April 2005 wurde das Ocean Journey Meerwasseraquarium auf dem Areal am Tennessee River im Stadtzentrum von Chattanooga feierlich eröffnet. Soviel zur außergewöhnlichen Geschichte und Erfolgsstory des zum Eröffnungszeitpunktes größten Süßwasser Aquarium der Welt, nun wird es aber Zeit Euch von meinem Besuch zu erzählen.


Das Gebäude wurde nach einer vertikalen Struktur gebaut und angelegt. Mit der Idee, dem Wasser zu folgen. Vom Regentropfen in den Appalachen über das Tennessee Flusssystem bis der Tropfen das Meer im Mississippi Delta erreicht. Schon beim Betreten des Gebäudes wird man auf eine interessante Reise geschickt. Der Rundweg ist nämlich so angelegt, dass der Besucher zuerst mit Rolltreppen nach oben zu der Dachlandschaft, die sich unter mehreren hinder einander gestaffelten Glaspyramiden befindet, gebracht wird.



Das erste große Gestaltungselement, das man zu Gesicht bekommt, ist der herrlich nachgebildete Appalachian Cove Forest hier beginnen wir an der Gebirgsquelle des Tennessee Rivers in einem Wald mit Wasserfällen und Gebirgsbächen, die vor sich hin plätschern, in den Bäumen sitzen die Vögel und zwitschern. Es wirkt alles bemerkenswert realistisch, auch wenn man sich in einem Gebäude hoch oben über den Dächern Chattanoogas befindet. Das herausragende Exponat sind hier oben sicher die River Otter Falls. 

Hier haben die nordamerikanischen Flussotter ein großes Landteil mit einem wunderschön angelegten Gebirgsbach als Lebensraum. Durch die durchgängigen Glasscheiben lassen sich die Tiere, die meistens in Gruppen ihr Gehege erkunden, sehr gut beobachten. In den Aquarien schwimmen verschiedene Fische wie der Bachsaibling (Salvelinus fontinalis), die Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss) oder die atlantische Forelle (Salmo trutta). Für uns Aquarianer ist besonders interessant, dass hier auch die kleinen Fischarten in die Ausstellungen mit einbezogen werden. Nicht nur die großen attraktiven Fische, die jeder kennt und sehen möchte, sondern auch Fische, die der Mehrheit der Besucher sicherlich unbekannt sein dürften. Doch dies zeigt, mit welcher Genauigkeit und Herzblut hier die Biotope bis ins kleinste Detail nachgebildet werden. In den weiteren Becken im Obergeschoss treffe ich auf Fische, die mir bereits durch meine Schnorchelausflüge bestens bekannt sind, wie z.B. der Fluss Döbel (Nocomis micropogon) der Tennessee  shiner (Notropis leuciodus) oder den Logperch Darter(Percina caprodes). Einige der Aquarien im Obergeschoss zeigen anschaulich den Lebensraum in schnell fließenden Gebirgsbächen mit seinen Bewohnern wie den Forellen.



 Als Nächstes begebe ich mich auf dem Rundweg ein Stockwerk tiefer und kann die Wasserfälle und Flussbecken des Obergeschosses nun von einer anderen Perspektive etwa 3bis 5 Meter tiefer beobachten. Hier sehen wir Bodenorientierte Fische wie Hypentelium nigricans der zur Familie der Saugkarpfen gehört und in Deutsch übersetzt wohl den Namen nördlicher Schweinslutscher trägt.


 Der nächste Bereich ist die Discovery Hall mein persönlicher Höhepunkt des Aquariums of Tennessee, den hier werden in vielen kleinen Schaubecken Fische aus Nordamerika präsentiert, die auch für uns Aquarianer in Deutschland interessant sind und auch schon viele Freunde in der Europäischen Aquaristik Szenen gefunden haben. 




Ich finde hier eine Auswahl an verschiedene Killifische  sowie Sonnenbarsche und viele Arten von Elritzen und Springbarschen. Doch auch Riesensalamander, Flusskrebse, Schildkröten und Frösche werden hier gezeigt. Eine Artenvielfalt, wie ich sie noch in keinem Aquarium zuvor gesehen habe. 



Alleine die Discovery Hall ist schon den Besuch wert, wie ich finden. Eine besondere Attraktion für die kleinen Besucher ist das Becken mit nordamerikanischen Sonnenbarschen, hier kann man in einen Glaszylinder gehen und die Tiere aus der 360 Grad Perspektive im Mittelpunkt des Beckens betrachten. 


Eine beachtliche Ausstellung von diversen Fröschen aus Nordamerika sowie Arten aus dem Ausland wie Dentropaten oder Moosfrösche aus Vietnam. Der nächste Ausstellungspunkt, das Delta Country. Hier fühlt man sich wie im Bayou Louisianas oder den Zypressen Sümpfen Floridas, schwülwarme Luft empfängt einen mit Vogelgezwitscher vom Rotkardinal und der Einsiedlerdrossel, die hier in Ästen frei umherfliegen. Die Sumpflandschaften Nordamerikas sind ein artenreicher Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren, wie ich auf meinen vielen Reisen schon oft selbst erleben durfte. Hier im Delta Country wird das interessant und vielgestaltig dem Publikum präsentiert. Neben den unangefochtenen Stars der Ausstellung, den Mississippi Aligatoren habe ich herrliche Alligatorhechte und riesige Schnappschildkröten Unterwasser beobachten können.


Das nächste Ziel ist eine Ausstellung mit riesigen Aquarien, die mehrere Ebenen des Gebäudes einnehmen – Fluss Giganten / River Giants, das in Zusammenarbeit mit National Geographic entstanden ist und etwas Einmaliges zeigt, wie ich finde. Hier werden sämtliche XXL Flussbewohner unserer Erde gezeigt.


Darunter gigantische Süssswaserrochen aus dem Chao Phraya Fluss in Thailand, die zusammen mit Riesenguramis, Pangasius und Wallago Welsen ihre Runden in den gut strukturierten Becken ziehen. Rotflossen Antennenwelse, Baramundis sowie Störe und  Arapaimas  vollenden den Reigen der Flussgiganten, die auf dem Rundgang auf mehreren Ebenen bestaunt werden können. 


Eine weitere sehr gelungene Ausstellung folgt den Fluss Riesen. Es sind die Rivers of the World, hier werden Flüsse aller Erdteile in Schauaquarien vorgestellt.


Es werden Biotope gezeigt wie der Fly River in Papua-Neuguinea mit seinen herrlichen Regenbogenfischen oder ein Gebirgsbach in den Bergen Chinas. Die Wolga mit ihren Stören wurde als Fluss für Europa präsentiert. Besondere Aufmerksamkeit wurde natürlich auf den Amazonas gelegt, hier wurden in verschiedenen Becken Piranhas,Salmler,Cichliden und elektrische Aale vorgestellt. Für den afrikanischen Kontinent wurde natürlich der Kongo Fluss gezeigt sowie der zweitgrößte See Afrikas, der Tanganjikasee, mit einem grandios gestalteten und besetzten Aquarium. Des Weiteren wurden die tropische Flusslandschaft Pool Malebo am Unterlauf des Kongo und der Kapuas Fluss in Borneo vorgestellt. Besonders möchte ich das Mittelamerika Becken erwähnen, mit seinen prächtigen Grosscichliden, wie ein außergewöhnliches großes Paar von Parachromis dovii, die mit der Brutpflege beschäftigt waren. Die vielen Chichliden, die ich schon von meinen Reisen durch Zentralamerika Unterwasser beobachten konnte, schwammen hier friedlich zusammen in dem größten Mittelamerika Aquarium, das ich bisher erleben durfte. Auf alle Aquarien in diesem Teil der Ausstellung besonders einzugehen, würden den Rahmen des Artikels sprengen. 



Bevor es zum letzten Teil im Tennessee Aquarium geht, kommt man noch an der Schildkröten Aufzuchtstation der Turtle Nursery  vorbei, hier bemüht man sich um verschiedene Nachzuchten und Arterhaltungsprogramme vom Aussterben bedrohter Schildkröten. Leider haben Schildkröten, die schon zu Zeiten der Dinosaurier unsere Erde bevölkerten und eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Samen eine ökonomische Nische schließen, keine so große Lobby. Die letzten 356 Schildkröten Arten auf unserem Planeten sind allesamt bedroht. Somit muss eine solche Arbeit, die hier betrieben wird, hochgeschätzt werden. Nicht umsonst gelten Schildkröten in vielen Kulturen als Symbole für Geduld, Langlebigkeit, Weisheit und Ausdauer. Auch für eine einheimische Fischart wird sich seit langem intensiv eingesetzt. Dem in Deutschland nicht ganz unbekannten Killifisch Fundulas julisia. Dieser prächtige kleine Fisch wird seit vielen Jahren von deutschen Hobbyzüchtern der Killifischszene vermehrt. Er ist mit etwas wissen einfach zu halten und auch ziemlich einfach ohne großes zu tun zu züchten. Doch enttäuschenderweise beschränkt sich das natürliche Vorkommen in Tennessee nur noch auf wenige Fundorte. Das Tennessee Aquarium beteiligt sich mit großem Einsatz zusammen mit anderen Organisationen wie der Tennessee Wildlife Resources Agency (TWRA), der Nature Conservancy of Tennessee (TNC) und privaten Landbesitzern um die Erhaltung dieses streng geschützten und hoch gefährdeten Art. In einer kleinen Extraausstellung kann man die Arbeiten auf kleinen gezeigten Filmen beobachten und auch einige Tiere im Zuchtprogramm in Aquarien bestaunen. 





Der letzte Teil im Untergeschoss befasst sich, wie sollte es auch anders sein, mit dem Tennessee River. Dem größten neben Fluss des Ohio Rivers im Südosten der Vereinigten Staaten an dessen Flussufer das Aquarium of Tennessee erbaut wurde. Eine Flusslandschaft mit seinem im Mittelpunkt stehenden Nickajack Lake Aquarium mit unglaublichen 550.000 Liter. Hier fallen ganz klar zuerst die außergewöhnlichen und bis fast 2 Meter großen Amerikanischen Löffelstöre ( Polyodon spathula ) auf. Auch die großen Exemplare der blauen Katzenwelse sind sehr imposant und zahlreich vertreten. 




Durch den angeschlossenen großen Souvenirshop gelangt auch wieder zum Ausgang. Ich bin sehr froh, dass ich trotz der großen Hitze von um die 40 Grad, die bei meinem Besuch, herrschte mich, trotzdem aufraffen konnte das Aquarium zu besuchen. Den hätte ich es nicht getan und einen Bericht wie diesen im Nachhinein gelesen, hätte ich mich sehr geärgert. Es war eines der besten Öffentlichen Aquarien, die ich bisher besucht habe. Ich kann jedem auch nicht Aquarianer empfehlen dort einen schönen Tag zu verbringen. Ihr unterstützt damit auch Arterhaltungsprogramme und habt die Möglichkeit wahnsinnig schöne gepflegte Aquarien mit seltenen Bewohnern zu erleben.



Der Eintrittspreis beträgt für beide Aquarien zusammen 35 Dollar. Geöffnet ist das Aquarium of Tennessee täglich von 9 bis 18 Uhr.